Berühmte Bratschensolisten

In der Vergangenheit gab es viele bekannte und virtuose Bratschisten. Wir möchten uns heute einem aktuellen Musiker widmen, der bereits in jungen Jahren zu den größten Bratschisten seiner Zeit zählt. Lassen Sie sich von diesem großartigen jungen Meister inspirieren...

Antoine Tamestit

1979 in Paris geboren, erhielt der junge Antoine mit fünf Jahren seinen ersten Geigenunterricht. Er selbst zur Frage, warum er sich dann mit neun Jahren für die Bratsche entschieden hatte: «I started with the violin and very quickly I felt, the violin is not my cup of tea anymore and it's somehow too high and to brilliant» (Ich begann mit der Geige und fühlte sehr schnell, dass die Geige nicht mehr mein Fall war und dass sie irgendwie zu hoch und zu hell klang). Nachdem ihm seine zweite große Liebe, das Cello technisch nicht zugesagt hatte, riet ihm seine damalige Musiklehrerin zur Bratsche. So sagte er über sein neues Instrument: « … and this is what I fell in love with! … I want to play this Instrument, wich you can hold here, but still sounds more deep. I was a convinced Viola-Player from first second and I don't regret my choice!» (Und darin verliebte ich mich! … Ich möchte dieses Instrument spielen, das man hier halten kann, das aber trotzdem tiefer klingt. Ich war von der ersten Sekunde ein überzeugter Bratschist und ich bereue meine Wahl nicht!)

Er studierte zunächst bei Jean Sulem am Pariser Konservatorium, später an der Yale University bei Jesse Levine und in Deutschland bei Tabea Zimmermann. Mittlerweile unterrichtet er selbst am Conservatoire Supérieur de Paris. Tamestit ist mit einer Sängerin verheiratet und lebte einige Zeit in Brüssel.

Tamestit holte sich zahlreiche erste Plätze in anspruchsvollen Wettbewerben. Er gewann 2000 den Concours international d'alto Maurice Vieux, ein Jahr später den Concours internatoinal William Primrose, 2003 die Young Concert Artists Auditions in New York, 2004 den Internationalen Musikwettbewerb der ARD und 2008 den Förderpreis zum Bremer Musikfest-Preis. Er erhielt die Auszeichnungen 'Bester junger Instrumentalsolist' des Jahres, bei den 'Victoires de la musique classique' und von der BBC wurde er zwei Mal in Folge zum 'New Generation Artist' gekürt.

Antoine Tamestit selbst hat ein Fabel für Kammermusik und gründete gemeinsam mit Frank Peter Zimmermann und Christian Poltéra 2007 das 'Trio Zimmermann'. Das Trio ist in den bedeutenden Musikzentren Europas unterwegs und veröffentlichte Aufnahmen mit Werken von Beethoven, Mozart und Schubert.

Besonders sticht Tamestits musikalische Ambivalenz hervor, denn er ist in der klassischen, so wie in der zeitgenössischen Musik gleichermaßen zu Hause. So nahm er eine CD auf, die er den Solostücken für die Bratsche von Hindemith widmete. Auch der weltberühmte Dirigent Paavo Järvi hatte bei den Aufnahmen seinen Taktstock im Spiel. Tamestit zur zeitgenössischen Musik: «Während des 20. Jahrhunderts interessierten sich immer mehr Komponisten für die Viola und komponierten auch mehr. Das wertete sie auf und erweiterte ihre Möglichkeiten.»

Ein großes Highlight für den Künstler war sicherlich die Uraufführung des Viola Concerto von Jörg Widmann, welches Widmann für Antoine Tamestit schrieb. Sie fand am 28. Oktober 2015 mit dem Orchestre de Paris unter Paavo Järvi in der Philharmonie de Paris statt.


Bruno Mantovani hat für Tamestit und Tabea Zimmermann das 'Concerto pour deux altos et orchestre' komponiert.

Seit 2013 ist er gemeinsam mit Nobuko Imai künstlerischer Leiter des Viola Space Festivals in Tokyo. Programmatisch widmet sich dieses einzigartige Festival der ganzen Bandbreite des Viola-Repertoires durch die Jahrhunderte, darüber hinaus bildet die Nachwuchsförderung, insbesondere die fortdauernde künstlerische Betreuung junger Bratschisten einen wesentlichen Schwerpunkt. 

Die Bratsche, mit der Antoine Tamestit sein Publikum bezaubert, wurde 1672 als erste Bratsche von Antonio Stradivari gebaut. Sie trägt den Beinamen 'Mahler', da sie sich früher in dessen Besitz befand. Das Instrument wurde Tamestit von der Stradivari-Stiftung-Habisreutinger zur Verfügung gestellt.

Es ist Antoine Tamestit ein wichtiges Anliegen, seine Leidenschaft für die Viola und die Musik in weltweit stattfindenden Meisterkursen an kommende Musikergenerationen weiterzugeben. Von 2007 bis 2016 lehrte er zudem als Professor an der Kölner Musikhochschule und am Pariser Conservatoire.

Ein paar Inspirationen zum selber nachspielen, gespielt von Tamestit:
Hindemith – Der Schwanendreher (https://www.youtube.com/watch?v=NkFbrUEhSCc)
Aufnahme mit dem hr-Sinfonieorchester (Frankfurt Radio Symphony Orchestra) unter der Leitung von Paavo Järvi, mit Antoine Tamestit, aus dem Jahr 2012

Berlioz – Harold in Italien (https://www.youtube.com/watch?v=LpPdLjsBxHA)
Aufnahme mit dem Orchestre national du Capitole de Toulouse unter der Leitung von Tugan Sokhiev mit Antoine Tamestit aus dem Jahr 2012

Quellen:
Auch ein Blick auf Tamestits Facebook Seite lohnt sich:
https://www.facebook.com/Antoine-Tamestit-162148670552018/

ARD-Interview „U21 das Verhör“ mit Antoine Tamestit:
https://www.youtube.com/watch?v=sPRmEcAuPZo

Neue Zürcher Zeitung - Feuilleton - Was blüht im Schatten des Klangs?
http://www.nzz.ch/feuilleton/der-franzoesische-bratscher-antoine-tamestit-was-blueht-im-schatten-des-klangs-ld.10940

Wikipedia Artikel:
https://de.wikipedia.org/wiki/Antoine_Tamestit

Ophelias Culture PR - Antoine Tamestit bringt Viola Concerto von Jörg Widmann zur Uraufführung – Orchestre de Paris unter Paavo Järvi – 28. Oktober 2015, Philharmonie de Paris:
http://www.ophelias-pr.com/newsdetails/items/antoine-tamestit-bringt-viola-concerto-von-joerg-widmann-zur-urauffuehrung-orchestre-de-paris-unter-paavo-jaervi-28-oktober-2015.html

Deutsche Welle TV – Der Bratschist Antoine Tamestit:
https://www.youtube.com/watch?v=QV6O-seepoM


Dieser Blogartikel wurde von Mascha Seitz für Music4Viola geschrieben.
 
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