Für weitere Informationen zu diesem Konzert und seiner Überlieferung siehe Wolfgang Birtel, «Giornovichis Violinkonzert Nr. 1 A-Dur und die Bearbeitung(en) als Violakonzert», in: Festschrift Christoph-Hellmut Mahling zum 65. Geburtstag, 2 Bde., Bd. 1, Tutzing 1997, S. 153-161 bzw. Karl Friedrich Kaiser, Carl Stamitz. Biographische Beiträge. Das symphonische Werk. Thematischer Katalog der Orchesterwerke, Marburg 1962, S. 72.
Ein Exemplar des Erstdrucks, das sich in der Bibliothèque nationale de France in Paris befindet, steht als digitale Reproduktion zur Verfügung: http://gallica.bnf.fr
Manchmal muss man tiefer graben! Oder: Was der Bratschist in Hoffmeisters Konzert wirklich spielen sollte: http://www.henle.de/blog/de.
Dass es im Zuge der Editionarbeiten an der Henle-Ausgabe gelungen ist, den Schreiber der Solokadenz zum ersten Satz als Joseph Schubert (1754–1833) zu identifizieren, der ab 1788 in der kurfürstlich-sächsischen Hofkapelle als Bratschist angestellt war und der als Komponist dreier Bratschenkonzerte - von denen zwei überliefert sind - in Erscheinung trat, ist eine Neuerkenntnis. Inzwischen muss dieser Befund allerdings hinterfragt werden. Die philologische Methodik, anhand der von mehreren Schreibern stammenden Artikulation zur ältesten Textschicht vorzudringen, ist grundsätzlich richtig, nur ist in dem Fall die Frage zu stellen, ob die ursprüngliche Fassung wirklich derjenigen des Urhebers entspricht. Da nur eine abschriftliche Quelle dieser Komposition vorliegt, die sich ehemals im Besitz von Schubert befunden haben soll, ist das Vorgehen der Herausgeber nachvollziehbar begründet. Erfahrungsgemäß liegen aber schon bei zwei nicht von einem Komponisten autorisierten und nicht voneinander abstammenden, eventuell an weit entfernten Fundorten erhaltenen Stimmenabschriften etwa eines Solokonzerts auch mindestens zwei Varianten in der Artikulation bestimmter Stellen vor. Auch Parallel- oder Analogiestellen innerhalb einer Abschrift können stark voneinander abweichen. Berufskopisten waren in vielen Fällen ausübende Musiker, für die das Kopieren von Noten ein Zusatzverdienst war. Viele solcher Abschriften dürften keinen direkten Bezug zu einem Kompositionsautograph gehabt haben, sondern immer nur auf Vorlagen basieren, die ihrerseits keinen direkten Bezug zu einem Autograph hatten. Die Idee, Hoffmeisters ursprüngliche Intention in allen Details zu rekonstruieren, muss sich zwangsläufig als schwierig bis unmöglich herausstellen. Es ist bekannt, dass insbesondere Solopassagen von den zeitgenössischen Interpreten in der Artikulation ganz unterschiedlich behandelt wurden, dass es sogar zu den Grundkompetenzen eines Solisten oder Virtuosen gehörte, in solchen Dingen flexibel zu sein. Hier gibt es also zwischen editorischen und aufführungspraktischen Prinzipien eine starke Diskrepanz. Die in der Hoffmeisterabschrift übereinanderliegenden Artikulationslesarten wären in der Henle-Ausgabe vermutlich besser alle separat zu rekonstruieren gewesen, zumal sie ja die zeitgenössische Aufführungspraxis widerspiegeln, die uns wertvolle Informationen über die praktischen Gepflogenheiten unmittelbar nach der Entstehung übermitteln, über die wir nur sehr selten verfügen. Auch ist zu kritisieren, dass die Henle-Ausgabe darauf verzichtet, eine überlieferte zeitgenössische Solokadenz, eines versierten Bratschisten oder Violinisten, die sogar in zwei Varianten vorliegt, zu edieren, um stattdessen den modernen Neukompositionen von Robert D. Levin den Vorzug zu erteilen (so auch im Fall der Henle-Ausgabe des Stamitz-Violakonzerts), was unter einem Urtext-Label höchst fragwürdig erscheint.
Bei diesem Konzert für Bratsche handelt es sich um eine moderne Bearbeitung, der eine zeitgenössische, mutmaßlich ursprüngliche Fassung Bachs für Violoncello, Streicher und B.c. (Wq 170 bzw. H 432) zugrunde lag. Das etwa 1750 entstandene Konzert liegt außerdem auch in von Bach autorisierten Fassungen für Cembalo (Wq 26 bzw. H 430) und Flöte (Wq 166 bzw. H 431) vor.
Das Bachsche Autograph des Violoncellokonzerts im Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin (Signatur: Mus.ms. Bach P 355 [1]) ist online zugänglich: http://digital.staatsbibliothek-berlin.de
Bachs autographe Partituren zu den beiden Quartetten in D (Wq 94 bzw. H 538) und G (Wq 95 bzw. H 539) für Flöte, Viola, Clavier und Bass sind zusammen in einer Handschrift überliefert und befinden sich heute im Notenarchiv der Sing-Akademie zu Berlin (Signatur: SA 3328). Die Quelle ist als Digitalisat verfügbar:
http://digital.staatsbibliothek-berlin.de
Von dem dritten Quartett in a (Wq 93 bzw. H 537) in gleicher Besetzung ist kein Autograph auffindbar.
Flacktons Sonaten wurden von Kathryn Steely eingespielt: https://www.jpc.de.
Siehe auch: http://www.msrcd.com.
Die Sonate in c-Moll, op. 2/8, ist daneben auch auf einer Aufnahme der Bratschistin Pauline Sachse mit spätbarocken Sonaten für Bratsche und Tasteninstrument, die Mitte Oktober 2017 bei dem Label CAvi erschien, eingespielt: https://www.highresaudio.com/de/album/view/jsn66x/pauline-sachse-andreas-hecker-viola-galante
Im Händel-Werkverzeichnis wird die Zuweisung der Sonate in der Besetzung für 2 Violinen und B.c. an Händel als nicht verbürgt angegeben, da sich zum einen kein Autograph nachweisen lässt und die Komposition nur in einer zeitgenössischen Partiturabschrift in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden unter seinem Namen überliefert ist (Signatur: Mus.2410-Q-3, S. 32-38), zum anderen bestehen stilistische Zweifel. Allerdings ist die Sonate in g Teil einer Sammelhandschrift, in der außerdem 5 andere Sonaten von Händel vorkommen (HWV 386a, 388, 389, 390a und 394).
(Für weitere Informationen siehe Hans Joachim Marx und Steffen Voss, Die G. F. Händel zugeschriebenen Kompositionen, 1700-1800 / The compositions attributed to G. F. Handel, 1700-1800 (HWV Anh. B), Hildesheim 2017, Anh. B 447, S. 289-290.)
Die 12 Solo-Fantasien (TWV 40:14-25) entstanden ursprünglich für Violine. Hier handelt es sich um eine moderne Bearbeitung.
Die Quelle dieses Duos (Werkverzeichnisnummer WeiAl 24), eine zeitgenössische Stimmenabschrift im Bestand der Staatsbibliothek zu Berlin (Signatur: Mus.ms. 489), ist als Digitalisat verfügbar: http://digital.staatsbibliothek-berlin.de
In der Sammlung der Sing-Akademie zu Berlin sind zwei zeitgenössische Stimmenabschriften überliefert (Signaturen: SA 2849, SA 3007), von denen erstere die Grundlage für die Edition von Nico Bertelli bildete.
Über Ignaz Mara wissen wir, dass er aus Böhmen stammte und von 1742 bis zu seinem Tode als Cellist in der preußischen Hofkapelle wirkte. Darüber hinaus trat er auch als Komponist in Erscheinung.
Das Violakonzert in Es-Dur, bei dem es sich vermutlich um eine Originalkomposition handelt, gehört zu einer Gruppe von wiederentdeckten spätbarocken Violakonzerten im Archiv der Berliner Sing-Akademie, das als Depositum in der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrt wird. Das Konzert fällt zwar technisch nicht besonders anspruchsvoll aus, dürfte aber das schmale Violarepertoire des 3. Viertels des 18. Jhts. bereichern.
David Schulenberg legte 2015 eine vermeintlich kritische Edition des Konzerts vor: http://4hlxx40786q1osp7b1b814j8co.wpengine
2018 ist eine weitere kritische Edition des Konzerts erschienen: http://www.ortus.de/de/sing-akademie-archiv/om247
Die Geschichte der Violasonaten op. 2 von William Flackton ist noch immer kaum bekannt, obwohl sie für das Violarepertoire der 2. Hälfte des 18. Jhts. als symptomatisch bezeichnet werden kann. Deshalb soll sie hier kurz skizziert werden: Im Vorwort seines Sonatendrucks von 1770 ist zu erfahren, dass Flackton sich entschloss, in einer Sechserserie jeweils 3 Sonaten für Violoncello und 3 Sonaten für Viola mit Generalbassbegleitung zu veröffentlichen, nachdem er sich bei allen Londoner Musikhändlern erkundigt hatte und diese ihm bescheinigten, dass sich keine Viola-Solo-Sonaten im Umlauf befänden. Dieses Unternehmen hatte offenbar Erfolg, denn sechs Jahre später fügte er der Serie zwei weitere Sonaten, eine für Violoncello, eine für Viola, hinzu.
Flacktons Initiative hat leider keine Nachahmer gefunden, deshalb sind seine Sonaten neben der Sonate in c-Moll von Franz Benda für das 3. Viertel des 18. Jhts. repräsentativ.
Die Werkverzeichnisnummer lautet WeiV XIa:68. Der Erstdruck dieser Sonate ist offenbar verschollen. In der Österreichischen Nationalbibliothek ist allerdings eine zeitgenössische Stimmenabschrift überliefert (Signatur: S.m.19989). Ob es sich wirklich um eine Originalkomposition oder um eine Adaption handelt, lässt sich nicht feststellen.
Die Edition basiert auf dem Erstdruck einer Serie von 4 Sonaten op. 5 (C [WeiV Xa:20], D [WeiV Xa:21], F [WeiV Xa:22], C [WeiV Xa:23]) für Cembalo oder Pianoforte mit obligater Begleitung einer Viola oder Violine und Bass, der 1781 im Supplement des Breitkopf-Katalogs angezeigt wurde. Es sind von der 3. Sonate auch noch zwei zeitgenössische Abschriften in österreichischen Bibliotheken überliefert.
Das Konzert in F von Carl Hermann Heinrich Benda, einem Sohn von Franz Benda, gehört zu den Entdeckungen aus dem Notenarchiv der Sing-Akademie zu Berlin. Es ist stilistisch viel stärker durch die Komponisten der vorangegangenen Generation geprägt (die Brüder Carl Heinrich und Johann Gottlieb Graun, Johann Joachim Quantz, Johann Gottlieb Janitsch, Franz Benda u.a.), als die drei Violakonzerte seines Bruders Friedrich Wilhelm Heinrich Benda, die schon deutlich moderner angelegt sind – wenn auch die ersten beiden Konzerte in F und Es, LorB 314 und 315, ebenfalls mit akkordfähigen Generalbassinstrumenten rechnen.
Das Konzert von C. H. H. Benda (das neben zwei generalbassbegleiteteten Violinsonaten zu den einzigen erhaltenen Kompositionen Carls gehört) ist jedenfalls dem spätbarocken, friderizianischen Geschmack verpflichtet und dürfte eine willkommene Bereicherung im überschaubaren Bratschen-Repertoire des 18. Jhts. vor Carl Stamitz und Franz Anton Hoffmeister darstellen. Ziemlich einzigartig ist auch die Wahl der Tonart b-Moll für den Binnensatz, dessen tiefempfindsamer Gehalt bemerkenswert ist.
Siehe auch: http://www.ortus-musikverlag.de/de/sing-akademie-archiv/om205
Das Violakonzert in Es-Dur von Markus Heinrich Grauel, das in zwei zeitgenössischen Stimmenabschriften überliefert ist, ist stilistisch sehr stark vom Einfluss der Berliner Klassiker, der Brüder Carl Heinrich und Johann Gottlieb Graun, Johann Joachim Quantz, Johann Gottlieb Janitsch, Franz Benda und anderen, und dem friderizianischen Geschmack geprägt. Da im 3. Viertel des 18. Jhts. kaum Violakonzerte nachweisbar sind, dürfte das spätbarocke Werk (neben einigen anderen Entdeckungen im Bestand der Sing-Akademie zu Berlin: z.B. das Violakonzert in Es, GraunWV Cv:XIII:116, von J. G. Graun, das Violakonzert in Es von Ignaz Mara oder das Violakonzert in F von Carl Hermann Heinrich Benda) eine willkommene Bereicherung im überschaubaren Bratschen-Repertoire des 18. Jhts. darstellen.
Das berühmte Andante e Rondo ungarese, J 79 bzw. WeV N.7a, das Weber ursprünglich für Bratsche und Orchester komponierte, adaptierte er 1813 für Fagott (op. 35; J 158 bzw. WeV N.7b). In der Staatsbibliothek zu Berlin ist sowohl eine Partiturreinschrift Webers (Signatur: Weberiana Cl. I,5) als auch eine zeitgenössische Abschrift der Viola-Solo-Stimme, angefertigt von Franz Xaver Semler (Bratschist in der preußischen Hofkapelle), erhalten (Signatur: Mus.ms. 22790). Diese Quellen sind als digitale Reproduktionen verfügbar:
http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN767220803
http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN767221001
Daneben wird von der Staatsbibliothek zu Berlin auch die autographe Partitur der Fassung für Fagott und Orchester (Signatur: Mus.ms.autogr. Weber, C. M. v., WFN 14 (3)) als Digitalisat zur Verfügung gestellt:
http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN815564287
Eine weitere zeitgenössische Partiturabschrift der Fassung für Bratsche ist in einer Sammelhandschrift mit Instrumentalkompositionen Webers in der Sächsischen Landesbibliothek überliefert. Eine digitale Reproduktion der Quelle (Signatur: Mus.4689-M-1 [S. 17-46]) steht ebenfalls online zur Verfügung: http://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/185297/21/0/
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