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Vollwertiger Ersatz für Exotenhölzer im Streichinstrumentenbau
Im Streichinstrumentenbau finden unter anderem Ebenholz und Palisander Verwendung. Neue Materialien bieten dem Musiker und Instrumentenbauer heute einen adäquaten Ersatz. Viele Musiker spielen bereits auf solchen Instrumenten und sind damit sehr zufrieden.
Die Citesliste für geschützte Holzarten, basierend auf dem internationalen Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen, wird immer mehr verschärft. Instrumentenbauer haben dadurch heute enorme Probleme, Exotenhölzer zu verwenden und Musiker haben es zunehmend schwer, mit ihren Instrumenten zu reisen, da diese Hölzer geschützt sind. Bernd und sein Sohn Daniel Hiller aus dem vogtländischen Markneukirchen, beide Geigenbaumeister und Geigenspieler mit jahrelanger Erfahrung, hatten die Idee, Bestandteile für Streichinstrumente aus neuen Materialien herzustellen, um Exotenhölzer komplett zu ersetzen. Sie wollen unserer Umwelt damit etwas Gutes tun und zugleich Instrumente ohne Qualitätseinbussen bauen. Gemeinsam fertigen sie seit Jahren in Handarbeit eigene Saitenhalter, Kinnhalter, Wirbel und Stege aus. 2016 folgte die Gründung der BERDANI GmbH, um ihre Neuentwicklungen zu vermarkten. Seither kommen als Ebenholzersatz «Dark Paper» und als Palisanderersatz «Dark Boxwood» zum Einsatz.
Natürlich und nachhaltig
Berdani’s Dark Paper, ein Verbundstoff aus recyceltem Papier und Harz, ist dem Ebenholz in Aussehen, Gewicht und Klang ebenbürtig, kann aber nachhaltig hergestellt werden. Das fertige Produkt sieht aus wie edelstes Ebenholz. Es hat eine durchgehend schwarze Farbe und die gleiche Härte und Dichte wie Ebenholz. Zudem ist Dark Paper hitze- und schmutzabweisend sowie resistent gegenüber Feuchtigkeit und Schweiss. Da das Material aus rein natürlichen Bestandteilen hergestellt wird, ist es zu hundert Prozent ökologisch abbaubar. Berdani’s Dark Paper ist ausserdem ungiftig und schwindet oder quillt nicht. Das Material lässt sich mit herkömmlichen Geigenbauwerkzeugen bearbeiten; es kann gehobelt, gefeilt und geschliffen werden. Nach dem Bearbeiten wird es geölt und aufpoliert. Vom Wirbel bis zum Untersattel können alle Bestandteile für Streichinstrumente aus Dark Paper hergestellt werden.
Dark Boxwood (Buchsbaum) kann als Palisanderersatz dienen. Die Berdanis haben ein Verfahren entwickelt, den Buchsbaum auf natürliche und holzschonende Art zu färben. Ein milder und schonender Oxidationsprozess im Backofen färbt das Holz auf den gewünschten Farbton. Das Holz wird dabei weder verbrannt noch geschwächt. Statt Beize, Lauge oder Säure werden für die Oberfläche ausschliesslich reines Leinöl und Canaubawachs verwendet, sodass der Spieler mit keinerlei Chemikalien in Berührung kommt. Den Buchsbaum gibt es bei Berdani in zwei Farbtönen.
Bratschenspezifische Anfertigungen
Wirbel bietet Berdani in zwei Modellen und drei Stärken auf Endmass an. Die Endeinpassung von Dark Paper erfolgt über den Präzisionswirbelschneider von Berbuer und der Reibahle von Herdim. Beim Abdrehvorgang ist nur eine geringe Spanabnahme möglich und empfohlen. Bei allen anderen Holzarten kann auf herkömmliche Weise mit allen gängigen Wirbelschneidern abgedreht werden. Der Konus für Violine und Viola beträgt 1:30. Beim Cello 1:25. Die Wirbel werden nach dem Abdrehen mit feinem Sandpapier angeschliffen und mit herkömmlicher Wirbelseife geschmiert.
Die Saitenhalter für Viola werden in drei Modellen und drei Standardgrössen hergestellt, um für jeden Klang das richtige Modell zu haben – im französischen, englischen und im Berdani Modell (gehöhlt und nicht gehöhlt). Die Löcher können auf Wunsch individuell angepasst werden. Interessant für kleine Violas ist beispielsweise das Herabsetzen des C und G Loches um einen höheren Saitenzug zu erhalten. Die Saitenlänge wird erhöht und verhält sich ähnlich wie bei einer grösseren Bratsche. Die Abstände der Saiten verlaufen parallel vom Steg zum Saitenhalter, nicht V-förmig nach innen. Dadurch entfaltet sich der Klang offener und freier. Um den bratschentypischen Klang positiv zu beeinflussen, wird das Gewicht der Saitenhalter minimal erhöht. Wolftöne werden so nicht verstärkt. Bei Bratschen mit besonders hoher Wölbung ist das Berdani Modell interessant. Die Unterseite des Saitenhalters ist gewölbt. Ein Aufschlagen des Saitenhalters auf die Decke kann so umgangen werden. Bei besonders grossen Bratschen sind auch Sonderlängen möglich. Im Lieferumfang sind eine Kunststoffhängesaite und eine sechzehnfach umsponnene Polyesterhängesaite enthalten. Der Kunde entscheidet selbst, welcher Klang besser gefällt.
Bei Berdani gibt es drei Kinnhaltermodelle. Guarneri, Mittel und das Seitenmodell. Alle Kinnhalter besitzen eine sehr geringe Fussauflagefläche um den Korpus nicht zu dämpfen. Ein neu entwickeltes Hülsensystem im Kinnhalter schützt vor Brüchen und hält die Doppelmechanik sicher und fest. Beim Montieren am Instrument bleibt der Kinnhalter stabil in seiner Position. Er bewegt sich beim Anziehen nicht nach oben. Die Mechanik sollte so nah wie möglich im Kinnhalter eingeschraubt werden, um einen sicheren Halt zu gewährleisten. Alle Kinnhalter werden stark verrundet und fühlen sich am Hals angenehm und komfortabel an. Auf Wunsch sind Sondermodelle möglich.
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